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DirtBiker Magazin berichtet über Dakar Vorbereitung

Unter dem Titel " DER TRAUM RALLYE DAKAR " berichtet das Dirt Biker Magazin über Mike's Ambitionen, seine jahrelange Vorbereitung und auch über die Schwierigkeiten der Finanzierung des Projektes.


DER TRAUM RALLYE DAKAR

Mike Wiedemann startet 2022 bei der härtesten Rallye der Welt


Wohl kein anderes Rennen zieht Motorsportfans seit Jahrzehnten so in seinen Bann wie die Rallye Dakar. Rund 9000 Kilometer legen die Fahrer bei der Wüstenrallye innerhalb von 14 Tagen unter extremen Bedingungen zurück. Einer der jüngsten Rallye-Teilnehmer auf dem Motorrad wird der 23-jährige Mike Wiedemann aus Königschaffhausen sein. Er hat sich qualifiziert und wird im Januar 2022 bei der Rallye Dakar in Saudi-Arabien an den Start gehen. Wir haben uns Mikes bisherige Laufbahn etwas genauer angeschaut und ihn dann noch zum Interview gebeten.


Wenn man mit Mike spricht, wird schnell klar, dass ihn die Rallye Dakar – bzw. die damals noch unter dem Namen Paris-Dakar bekannte Rallye – schon immer fasziniert hat. Seit seiner Kindheit hat er jedes Jahr das Spektakel in der Wüste vor dem Fernseher mitverfolgt. Selbst einmal an der Dakar teilzunehmen, war verständlicherweise schon immer sein größter Traum. Zum vierten Geburtstag bekam er von seinem Vater sein erstes Motorrad geschenkt, 2010 begann er dann, Rennen zu fahren. In seiner sportlichen Laufbahn gewann er zahlreiche Titel, unter anderem wurde er 2017 Deutscher Cross-Country-Meister. Zudem nahm er bereits dreimal an den Mannschafts-Weltmeisterschaften im Enduro teil. „Die Teilnahme an den unterschiedlichsten Offroad-Veranstaltungen der letzten Jahre haben meinen Fahrstil, meine Erfahrung und meine körperliche Verfassung sukzessive verbessert“, berichtet er. Bei der Deutschen Meisterschaft, mehreren Six-Days-Teilnahmen und bei Extrem-Enduros wie dem ErzbergRodeo oder dem Strandrennen im französischen Le Touquet hat er sehr viel gelernt und sich persönlich weiterentwickelt.

Grade aber dank seiner hervorragenden sportlichen Leistungen bei den Rallyes in Marokko und Spanien hat sich für Mike nun schneller als gedacht die Chance ergeben, seinen Traum von der Rallye Dakar zu verwirklichen. Dabei weiß natürlich auch er, dass die Teilnahme an der legendären Wüstenrallye eine Menge Geld kostet. Ohne Sponsoren wäre ein Start also unmöglich. Zum Glück hat er in den Bereichen Kleidung, Reifen und Öl schon zuverlässige Partner gefunden. „Ich suche aber noch weitere Sponsoren, unter anderem über die Plattform gofundme, die ich auch auf meiner Homepage verlinkt habe. Denn letztlich freue mich natürlich über jede Form der Unterstützung“, betont Mike.


Mehr als körperliches Training notwendig

Das eine ist das Geld, das andere die körperliche Vorbereitung. Auch die sportliche Extremleistung, die man bei der Rallye Dakar abliefern muss, muss abgerufen werden können. „Im Prinzip stecke ich ja seit Jahren in der Vorbereitung“, berichtet Mike. Praktisch jeden Tag trainiere er. Neben dem Training auf dem Motorrad selbst geht er Joggen, Schwimmen und Mountainbike-Fahren, dazu kommt gezieltes Krafttraining. „Reine Kraft- und Ausdauereinheiten absolviere ich meist allein“, so Mike. Einen Trainer zieht er für mentale Trainingseinheiten hinzu oder wenn es um die Themen Gleichgewicht, Konzentration und Koordination geht.

Eine Knieoperation nach einem Arbeitsunfall warf den gelernten KFZ-Mechatroniker im Sommer des letzten Jahres gut zwei Monate in der Vorbereitung zurück. Doch von diesem Rückschlag erholte er sich wieder schnell. Die Corona-Pandemie verhinderte zwar viele Rennsportveranstaltungen im vergangenen Jahr, an den Rennen der Deutschen Meisterschaft im letzten September nahm Mike aber wieder teil. „Ich habe zwar nicht besonders gut abgeschnitten, aber wieder viel Fahrpraxis gesammelt. Das war mir das Wichtigste.“

Ende September geht es für Wiedemann mit seinem Team dann nach Spanien und Marokko, um dort einen WM-Lauf als Vorbereitung und Generalprobe zu absolvieren. „Das Wüstengelände dort ist ähnlich dem der Dakar. Ich denke also, es wird mir nochmal viel bringen, in dem Terrain eine Woche zu fahren.“ Mike weiß sehr genau, dass es für Deutsche ein großer Nachteil ist, nicht wie Teilnehmer aus südlicheren Ländern regelmäßig im Wüstenterrain trainieren zu können.


Immense Herausforderungen bei der Dakar

Im Januar 2022 wird Mike dann beim größten Offroad-Abenteuer der Welt als jüngster deutscher Teilnehmer starten. Zwei Wochen wird er täglich rund neun Stunden mit dem Motorrad durch das Wüstengelände fahren. Insgesamt stehen 13 Etappen auf dem Programm – und nur einen Ruhetag. Gestartet wird immer früh morgens gegen vier Uhr, wenn es noch kühl ist. Dann wird gefahren bis zum späten Nachmittag. Zur Orientierung auf den Etappen muss Wiedemann sein Roadbook immer fest im Blick haben. Denn während bei den Autostartern der Beifahrer die Navigation übernimmt, müssen Motorradfahrer natürlich selbst navigieren. Wiedemann hat sich aber auch damit befasst: „Deswegen gehört zu meiner Vorbereitung auch das intensive Roadbook- und Navigationstraining.“ Er weiß, dass gerade in der Dünenlandschaft die Orientierung zur Herausforderung werden kann. Eine weitere Hürde bei der Dakar werden die Marathon-Etappen sein. „An diesen Tagen müssen die Teilnehmer ohne ihre Teamunterstützung auskommen. Das heißt, man muss selbst Reifen- oder Ölwechsel vornehmen und auch Ersatzteile bekommt man nicht von außen“, so Mike.

120 Motorradfahrer werden an den Start gehen, rund 60 Prozent davon erreichen das Ziel nicht. Teils schwere Stürze, Erschöpfung oder Technikausfälle sind meist der Grund. Mikes primäres Ziel steht also fest: „Ich will im Ziel ankommen, das ist das Wichtigste.“ Er weiß, was bei den Platzierungen theoretisch möglich wäre und kennt auch viele gute Fahrer, die er in den letzten Jahren kennengelernt hat und die auch an den Start gehen. Seinen eigenen Fahrstil bezeichnet er als „besonnen und wohlüberlegt“. Unnötige Risiken will er nicht eingehen, denn letztlich gehe es bei der Dakar gar nicht unbedingt nur um schnelles Motorradfahren. Stattdessen will er die Sache genießen und denkt schon jetzt jeden Tag an die Rallye-Tage. Dabei hat er durchaus gemischte Gefühle: „Ich freue mich auf das extreme Abenteuer, habe aber auch einen Riesenrespekt davor, schließlich ist die Sache wirklich nicht ungefährlich.“



Neben diesem ausführlichen Vorbericht stand uns Mike dann auch noch für ein kleines Interview zur Verfügung. Diese Chance nutzten wir und befragten ihn noch etwas genauer zu seinem geplanten Abenteuer Rallye Dakar.

Hey Mike, nun also Rallye Dakar, Wahnsinn! Wir können es kaum abwarten, dich anzufeuern. Erzähl uns doch bitte erst einmal, wie aus einem Traum von der Rallye Dakar nun Wirklichkeit wurde?

Das Thema Rallye Dakar begleitet mich ja schon seit meiner Kindheit. Ich glaube, das erste Mal habe ich die Rallye mit vier Jahren geschaut. Ab diesem Zeitpunkt war ich verliebt. Für mich war schon immer klar, dass ich einmal bei einer Rallye teilnehmen möchte. So richtig los ging es dann 2017. Da bin ich auf eigene Faust nach Spanien zu einem Roadbook-Training geflogen, um zu sehen, wie das Ganze funktioniert und ob ich das verstehe. Das war echt ein grandioser Trip! Drei Tage war ich in Spanien und in diesen Tagen habe ich wirklich vieles gelernt und auch einiges Neues kennengelernt. Tatsächlich funktionierte das Fahren mit einem Roadbook ziemlich gut, und so kam der Leiter des Trainings am Abend zu mir und legte mir nahe, das Ziel Rallye etwas intensiver zu verfolgen. Gesagt, getan – kurz nach dem Training meldete ich mich zu meiner ersten Rallye in Marokko an. Sie fand 2019 statt und war meine erste Rallye. Und auch da lief es echt super! Ich konnte mehrmals in die Top Ten fahren und als jüngster Teilnehmer die Klasse auf dem zwölften Gesamtplatz beenden. Danach kam der Stein allmählich ins Rollen. Es folgte die Espania Rallye, bei der ich wiederum einiges dazugelernt habe. Bei so einer Rallye lernt man auch sehr viele Leute kennen, die mir enorm geholfen haben. Mit Hilfe von diesen Kontakten und Tipps von ihnen konnte ich dann ein Team aus Holland für mein großes Abenteuer gewinnen. So hat sich das alles entwickelt und nun freue ich mich auf das wohl größte Abenteuer in meiner Karriere.


Wie haben deine Freunde und Trainingspartner darauf reagiert, als du ihnen von der Verwirklichung deines Traums erzählt hast?

Verwundert waren sie tatsächlich nicht, denn sie wissen ja, dass es mein großer Traum ist und ich die letzten Jahre hart dafür gearbeitet habe. Meine ganze Karriere auf der Enduro hatte immer nur das eine Ziel, bestmöglich für die Rallye Dakar vorbereitet zu sein. Als ich ihnen dann von meiner Zusage berichtet habe, waren sie dann aber doch etwas überrascht, dass es jetzt schon so weit ist. Aber ich habe von allen ein positives Feedback bekommen und viel Zuspruch, was mich natürlich sehr freut.


Was ist für einen Athleten, der aus dem klassischen Enduro-Sport kommt, die größte Umstellung, wenn es um das Thema Rallye geht?

Der größte Unterschied ist definitiv das Fahren mit dem Roadbook. Man muss gezielt mit dem Roadbook trainieren und sich mit der Thematik intensiv beschäftigen, denn es gibt so viele Zeichen, Markierungen und Vorgaben in einem Roadbook. Allein das Anzeigen einer Kurve ist mit vielen unterschiedlichen Faktoren gekennzeichnet, die man alle schnell und bewusst als Fahrer aufnehmen muss. Darüber hinaus darf man auch die hohen Temperaturen nicht vernachlässigen. Viele Rallyes finden in der Wüste statt und dort ist es nun mal heiß, was natürlich auf den Körper einwirkt. Man ist also körperlich mehrfach belastet, einerseits vom ständigen Fokus auf den Streckenverlauf und das Roadbook, andererseits von den klimatischen Bedingungen. Und letztlich darfst du in keiner Sekunde unachtsam sein, sonst endet es möglicherweise in einem schweren Sturz – und ihr wisst ja, dass die Fahrzeiten lang sind. Es ist also eine echte Herausforderung für Körper und Geist.


Mit welchem Bike möchtest du an den Start gehen?

Ich gehe mit einer 450-ccm-Rallye-Maschine an den Start. Das Bike werde ich mir selbst kaufen und nach meiner Rallye wieder verkaufen. Das ist für mich die einzige logische Lösung, denn nur mit optimalem Material kann man die Rallye Dakar bezwingen. Zwar könnte man auch ein Bike umbauen, aber den Aufwand kann ich nicht leisten. Ein Rallye-Bike unterscheidet sich von einer handelsüblichen Enduro ja ungemein. Man denke allein an den großen Tank oder die verlängerte Schwinge.


Wir wissen, eine Rallye ist sehr kostspielig. Wie finanzierst du dir diesen Traum?

Ich bekomme viel Support, so dass ich sie nicht alle aufzählen kann. Aber jeder einzelne hilft mir mit seiner Unterstützung ungemein. Angefangen bei meiner Familie und Freunden, über Sponsoren bis hin zum Team. Jeder unterstützt mich so, wie er kann, und das macht mich einfach nur sehr glücklich und motiviert mich umso mehr, mein Bestes bei der Rallye zu geben.


Gibt es Unterschiede in deiner Vorbereitung? Wie trainierst du momentan auf dem Bike, um die langen Etappen zu meistern?

Momentan ist es auch für mich schwierig, Zeit auf dem Bike zu sammeln. Viele Strecken sind leider bei uns noch geschlossen. Aus diesem Grund halte ich mich bestmöglich mit körperlichem Training fit. Ich versuche jeden Tag Sport zu machen, aber dennoch eine gute Kombination aus Routine und Abwechslung in mein Training einzubauen. Rad fahren, Joggen, Schwimmen oder Mobilitätstraining sind die Kernpunkte. Oft baue ich weitere Aktivitäten ein wie etwa Seilspringen oder auch Wandern. Ich habe für mich festgestellt, dass die Abwechslung in meinem Training der optimale Weg ist, um mich sowohl immer zu motivieren als auch körperlich stärker zu werden. Neu dazu gekommen ist das Mental- und Koordinationstraining, das ich mir bei Matthias Walkner abgeschaut habe. Das heißt, ich trainiere auch meinen Kopf, um in gewissen Situationen mehrere Aufgaben zu schaffen. Auch dies ist eine willkommene Abwechslung in meinem Training und macht mir eine Menge Spaß. Wenn es dann wieder auf den Strecken richtig losgeht, werde ich natürlich vermehrt Zeit auf dem Bike sammeln, um mich perfekt auf das Bike und meinen Speed einzustimmen.


Noch dauert es, bis es losgeht. Wie ist denn deine momentane Gefühlslage? Aufregung, Respekt oder Vorfreude?

Aufgeregt bin ich momentan noch gar nicht. Natürlich wird das auch noch kommen, aber momentan bin ich ganz entspannt. Im Moment ist es eher die Vorfreude, die mich täglich begleitet. Ich gebe jeden Tag mein Bestes, um bestmöglich vorbereitet nächstes Jahr an den Start zu gehen. Dennoch habe ich auch wirklich Respekt vor dem Abenteuer. Mir ist bewusst, wie anstrengend und gefährlich die Rallye sein kann. Man sieht es jedes Jahr aufs Neue. Aber ich habe nun die Entscheidung gefasst und freue mich auf den Weg zur Rallye Dakar.


Möchtest du dich jetzt schon bei jemanden bedanken?

Ja, bedanken möchte ich mich bei allen meinen Unterstützern, die mich auf dieses Abenteuer begleiten. Besonderer Dank geht an Peter Mayer, Klaus Schwingenschloegl und Markus Schmitt, die mir ungemein helfen, sowie natürlich an meine Familie und Freunde. Ohne euch wäre das alles gar nicht möglich!


Vielen Dank, Mike, für den Einblick. Wir sind mega gespannt und freuen uns schon auf das Abenteuer von dir.


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